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Stichfrei imkern

Die einhellige Meinung ist ja – Bienenvölker müssen sanftmütig sein. Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Bienenvölker müssen sanftmütig sein. Unbestritten ist auch, dass es Bienenvölker mit sehr ausgeprägten Verteidigungssinn gibt. Aber das sind Ausnahmen und nicht die Regel. Ein Austausch der Königin hilft dann nachhaltig. Aber nicht wenige schaffen es, auch aus den sanftmütigsten Bienen todessüchtige Kamikazekämpfer zu machen, für die nur eins zählt, als erste ihren Stachel in des Imkers Haut zu rammen.

 

Wie es anders geht, nicht als Mutprobe, sondern als Erleichterung für den oder die, die hinter dem Kasten stehen und natürlich auch für die Bienen, zeige ich in diesem Video.

Jeder Eingriff in ein Bienenvolk ist für die Bienen eine unwillkommene Störung. Der Imker ist dabei der Störenfried und Aggressor und nicht die Bienen. Der Eindringling hat sich deshalb so zu verhalten, dass die Störung möglichst gering ausfällt.

Tipp Nr.1 – So wenige Eingriffe wie möglich vornehmen. Dazu gehört, sich stets vorher genau zu überlegen warum muss dieser Eingriff jetzt sein, kann ich ihn eventuell mit einem anderen Eingriff, der auch in nächster Zeit nötig sein wird verbinden, um nur einmal das Volk öffnen zu müssen und damit zu stören. Am Anfang kann es sinnvoll sein, sich eine Art Fahrplan durchs Bienenjahr zu erstellen. Das schafft Übersicht und man hat damit einen einfachen Überblick welche Arbeiten zu erledigen sind und welche Dinge man eventuell zusammen erledigen kann. Ich habe es mir angewöhnt über jedes öffnen Protokoll zu führen, damit ich auch später noch weiß, was ich am Volk gemacht habe und damit habe auch schon einen Überblick, was bei der nächsten Durchsicht zu machen ist. Dann ist auch wichtig, sich genau zu überlegen, was am Bienenvolk benötigt wird. Bei den Durchsichten im Frühjahr benötige ich immer Drohnenrahmen zum Tauschen, einen Eimer für Wachsreste, Mittelwände, Leerzargen für entnommene Futterwaben usw. Damit vermeide ich unnötig langes öffnen der Beuten, weil ich doch noch irgendetwas holen muss oder gar verschließen der Kästen und erneutes öffnen nach kurzer Zeit. Gute Planung ist die halbe Miete.

Tipp Nr. 2 der Raucher oder auch Smoker genannt ist das wichtigste Werkzeug. Deshalb immer, egal wie klein der Eingriff auch ist, immer mit Rauch arbeiten. Der Raucher muss auch noch nach längerer Standzeit einsatzbereit sein. Es gibt nichts schlimmeres, als wenn man nach einiger Zeit des Arbeitens merkt, das ein Rauchstoß nötig ist, der Smoker aber ausgegangen ist und man dann erst mal wieder das Ding in Gang setzen muss und man dabei natürlich dann ein paar Stiche kassieren kann.

Also immer mit Rauch sich bei den Bienen anmelden, und darauf achten, dass der Raucher auch gut funktioniert.

Ein Großteil der Kommunikation bei den Bienen funktioniert über Pheromone. Pheromone sind Botenstoffe, die auch noch in sehr geringen Konzentrationen über weite Distanzen eine Aktion auslösen.

Man kann sich das in etwa bildlich so vorstellen, wie wenn wir einen Lichtschalter betätigen und augenblicklich das Licht angeht.

Wenn wir an das Bienenvolk gehen und Bienen Vibrationen spüren und durch unser Laufen oder unvorsichtiges hantieren am Magazin aufmerksam werden und in Alarmbereitschaft gehen ist es wichtig in dem Moment, in dem die ersten aufmerksamen Wächter anfangen Alarmpheromon (2-Heptanon) freizusetzen, die Weiterleitung zu unterbrechen. Ein kleiner Rauchstoß und die Leitung vom Sender (diensthabende Wächterbienen) zum Empfänger (an Alles was einen Stachel hat) ist unterbrochen. Deshalb immer mit Rauch arbeiten, egal wie klein der Eingriff auch zu sein scheint. Schon das unbedachte, ruckartige abziehen der Folie kann augenblicklich Alarm auslösen. Ist der Schalter erst mal umgelegt wird es schwierig die zur Verteidigung des Volkes aufgestiegenen Bienen wieder friedlich zu stimmen. Mit Rauch können wir den Informationsfluss unterbrechen, wir müssen aber auch darauf achten, dass wir nicht selber Botenstoffe abgeben, die bei den Bienen zu unerwünschten Reaktionen führen. Rasierwasser, Parfums, Deos, Alkohol und Schweiß können Alarm bei den Bienen auslösen, deshalb besser darauf verzichten.

Tipp Nr. 3 mit Ruhe, besonnen und umsichtig, aber zügig arbeiten. Keine hektischen und ruckartigen Bewegungen. Die Bienen nicht quetschen oder rollen. Erst die Waben mit dem Stockmeißel lockern und eine Gasse schaffen, damit die erste Wabe gezogen werden kann ohne Bienen zu verärgern. Deshalb zuerst eine schwach besetzte Wabe, wie die Randwabe oder die anschließende Wabe ziehen. Damit schafft man Platz und kann die folgenden Waben problemlos ziehen.

Dicke Handschuhe und ein Schleier behindern auf Dauer nur. Ruhiges, besonnenes und überlegtes handeln führt auf Dauer zu einem zufriedenen und ausgeglichenen Imker und zu ebensolchen Bienen. Das Öffnen der Bienenkästen ist keine Herausforderung mehr, sondern eine Freude.

Und wenn es mal vorkommt, dass die Bienen schlecht gelaunt sind, weil ein Gewitter heraufzieht oder der Nektar schal war oder was auch immer ihnen die Laune verdorben hat. Wir beschäftigen uns mit Bienen aus Liebe, Lust und Leidenschaft. Nicht weil es unser Broterwerb ist und wir damit unser Geld verdienen müssen. Und wenn es mal nicht geht, dann geht es eben nicht.